latenzia

Kleines Dokumentationsvideo mit Lili Horvath als Immersantin

latenzia  ist eine multisensorische Virtual Reality (VR) – Installation, die ich in der Kollaboration mit neue raeume; zwischen 2018 und 2019 realisiert habe. Mit diesem Projekt wollen wir die Verkörperungsdimension von VR-Technologie „fühlbar“ machen, indem die entscheidende Rolle der körperlichen Eigenbewegung bei der Erzeugung des Weltzugangs in den Vordergrunde der Erfahrung rückt und somit die visuelle Domäne seine Dominanz einbüßen muss. Der Titel verweist auf das Verborgene und noch-nicht-Sichtbare: Es geht um körperliche Prozesse, die die Technik lange vor uns registriert, während der Körper Bewegungen ausführt, auf die das Programm nur mit Latenz reagieren kann.

latenzia  erkundet der Besucher durch seine Eigenbewegung anstelle von virtuellen Bewegungen mittels Gestensteuerung: Durch die Neigung seines Oberkörpers, welche mit der Kinect-Infrarotkamera erfasst wird, schwebt der Interaktor vorwärts und rückwärts sowie nach links und rechts. Durch die Eigenbewegung (Propriozeption) ist die kinästhetische Wahrnehmung des Interaktor gefordert und gefördert.

Ähnlich seinem VR- Vorgängerprojekt COSMOTIC wird das Biofeedback-Konzept genutzt: Durch ein Einatmen schwebt der Interaktor nach oben, durch sein Ausatmen nach unten, je so weit, wie intensiv er seine Atemtätigkeit vollzieht. Gemessen wird dies durch ein Anemometer (Windmesser) an der VR-Brille.

latenzia ist der Versuch deutlich zu machen, was in jeder erfolgreichen VR-Simulation eine entscheidende Dimension spielt, jedoch zugunsten der visuellen Domaine oft genug vernachlässigt wird: Die Rolle, die von der Propriozeption bei der Erzeugung eines sonst exklusiv visuellen Ereignisse, d.h. virtuellen Simulationen, gespielt wird. Da hier keinerlei Avatar die Funktion des  Selbstbildes übernimmt, sondern Datenkörper das vitale Selbst repräsentieren, muss das Körperschema vom Interaktor erst transzendiert werden.

Verwendete Werkzeuge: Unity3D, SuperCollider, HTC-Vive, Kinect 2, Pulssensor (Adafruit), Temperatursensor und Windsensor (Rev P. der Firma JeeLabs)

Gefördert wurde dieses Projekt durch die Landeshauptsstadt Dresden, Amt für Kultur und Denkmalschutz

Ausgestellt haben wir diese VR-Installation im C. Rockefeller Center For Contemporary Arts Dresden und wurde anschließend in Kyiv beim Re:main. Art residence. Public presentation im CARBON gezeigt.